F/E Nutzwasser
Projektbeschreibung des Forschungsvorhabens
"Nutzwasser - Gewinnung und Einsatzmöglichkeiten am Beispiel der Schweinfurter Trockenplatte"
Ein Projekt der Regierung von Unterfranken
1. Projekt "Nutzwasser" - Allgemein
In dem Projekt soll die Möglichkeit untersucht werden, z. B. gereinigtes Abwasser aus Kläranlagenabläufen, gesammeltes Niederschlagswasser von befestigten Flächen oder industrielle Produktionsabwässer so aufzubereiten, dass es als "Nutzwasser" für Bewässerungszwecke wiederverwendet werden kann.
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Somit kann Wasser, das bisher möglichst schnell aus einer Region "entwässert" wird, einer lokalen Mehrfachnutzung zugeführt werden. Dabei kommt neben der landwirtschaftlichen Bewässerung auch die Wasserbereitstellung für städtische Grünflächen, Sportplätze, Friedhöfe, etc. in Betracht.
Im Zuge der Untersuchung soll auch die Akzeptanz von Nutzwasser bei den potenziellen Nutzern eruiert und bewertet werden. Als Untersuchungsgebiet wurde der Raum Schwebheim/ Gochsheim/ Schweinfurt ausgewählt.

Projektgebiet
2. Motivation
Durch den Klimawandel gewinnen die Themen Trockenheit, Niedrigwasser, Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft immer mehr an Bedeutung.
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Das extrem trockene und heiße Jahr 2018 hat in besonderem Maße gezeigt, dass ein möglichst schonender und effizienter Umgang mit der Ressource Wasser in Zukunft fest in unserer Gesellschaft verankert werden muss. Dies trifft vor allem auf trockene Regionen, wie z. B. die Mainfränkische Platte bei Schweinfurt, zu, weshalb das im Projekt betrachtete Untersuchungsgebiet auch in diesem Bereich liegt. Dort fallen im Durchschnitt teilweise weniger als 500 mm Niederschlag pro Jahr, was einen bayernweiten Niedrigstwert darstellt.
Obwohl Nutzwasseranwendungen in Deutschland noch nicht verbreitet sind, kann auf langjährige und sehr positive Erfahrungen in anderen Regionen Europas und weltweit zurückgegriffen werden, die dort in einer deutlichen Steigerung lokaler Wasserressourcen resultieren.Die Verwendung von Nutzwasser hilft also dabei, hochwertige Wasserressourcen, wie das Grundwasser, zu substituieren. Dadurch könnten künftig auch mögliche Nutzungskonflikte um Wasser vermieden bzw. abgemildert werden.
3. Projektziel
Ziel des Projekts ist es, alternative Handlungsoptionen für die Gewinnung, Verteilung und potenzielle Einsatzmöglichkeiten für sogenanntes "Nutzwasser" zu erarbeiten, um den Druck auf natürliche Wasservorkommen, insbesondere das Grundwasser, zu reduzieren.
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Zusammengefasst werden diese Handlungsoptionen in einem plausiblen, mit den beteiligten Akteuren und zuständigen Stellen abgestimmten Konzept, das als Grundlage für die Entscheidung zur Investition in entsprechende Anlagen zur Wasserwiederverwendung fungieren soll.
4. Eckdaten des Projekts
Im Auftrag und mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt- und Verbraucherschutz wurde das Projekt "Nutzwasser – Gewinnung und Einsatzmöglichkeiten am Beispiel der Schweinfurter Trockenplatte" ins Leben gerufen.
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Die Regierung von Unterfranken und der Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TU München wurden mit der Durchführung des Forschungsvorhabens betraut.
Das Projekt hat eine Laufzeit von August 2018 bis Juli 2020 bei einem Gesamtbudget von 200.000 €.
5. Beteiligte
Die Projektleitung unterliegt dem Sachgebiet Wasserwirtschaft der Regierung von Unterfranken (RUF).
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Die fachliche Bearbeitung führt der Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der TU München (TUM) unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Jörg E. Drewes durch, der über langjährige und internationale Erfahrung mit der Thematik der Wasserwiederverwendung verfügt. Für die Moderation von Veranstaltungen, Datenbankmanagement und Datenauswertungen wurde das Ingenieurbüro BGS Umwelt (BGS) als Kooperationspartner von der TUM beauftragt.
Ein wichtiger Projektbeteiligter ist das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen (WWA KG), das über ein umfangreiches Netzwerk an Kontakten zu regionalen Stakeholdern verfügt und außerdem Daten zu bewässerungsrelevanten Themen bereitstellen kann. Davon profitiert das Projekt sowohl in organisatorischer als auch fachlicher Hinsicht.
Aus den bisher genannten Beteiligten (RUF, TUM, BGS, WWA KG) setzt sich die Projektkoordinationsgruppe (PKG) zusammen, die das Forschungsvorhaben entwickelt und steuert.
Um unter Beteiligung aller relevanten Akteure vor Ort Handlungsoptionen für die Anwendung von Nutzwasser zu konkretisieren, wurde eine Stakeholder-Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich in regelmäßigen Abständen trifft und mit den vorläufigen Ergebnissen des Projekts kritisch auseinandersetzt. Die Stakeholder-Arbeitsgruppe besteht aus der PKG, betroffenen Behörden, Kommunen, Verbänden (BUND Naturschutz, Bayerischer Bauernverband), Betrieben und zwei Beregnungsvereinen.
6. Vorgehensweise
Die Bearbeitung des Projekts wird in sechs verschiedene Arbeitspakete (AP) unterteilt, die sich auch zeitlich überlappen können.
AP1. Etablierung eines Stakeholder-Prozess:
Um mögliche Bedenken bei der Anwendung von Nutzwasser zu berücksichtigen und eine breite Akzeptanz für das Projekt zu schaffen, werden bereits in der Frühphase des Forschungsvorhabens alle betroffenen Akteure eingebunden. Daher wird mit Hilfe von Informationsveranstaltungen der Stand des Projekts vorgestellt sowie wichtige Beteiligte durch die Einrichtung einer Stakeholder-Arbeitsgruppe an der Entwicklung des Projekts beteiligt. Auf diese Weise können auch potenzielle Anwendungsfelder von Nutzwasser besser identifiziert werden.
In diesem Arbeitspaket erfolgt die Erhebung aller potenziell nutzbaren alternativen Wasserressourcen inklusive deren Mengen und Qualitäten, die als Nutzwasser Verwendung finden können. Dazu gehören Regenwasserabflüsse von versiegelten Flächen (z. B. Dächer, Verkehrsflächen, Parkplätze, Hofflächen), die gezielt gesammelt werden können sowie industrielle Produktionsabwässer und Abläufe kommunaler Kläranlagen.
In einem nächsten Schritt wird ermittelt, wie hoch der Wasserbedarf potenzieller Anwender von Nutzwasser ist und welche Anforderungen an die Wasserqualität vorausgesetzt werden. Der Fokus liegt dabei auf der landwirtschaftlichen Bewässerung verschiedener Nutzpflanzen, urbaner Bewässerung (kommunale Grünflächen, Sportplätze, Friedhöfe, etc.) und der gewerblichen Nutzung (z. B. Kühlwasser, Betriebswasser, Waschanlagen).
Außerdem muss berücksichtigt werden, dass manche abflussschwachen Gewässer gerade in Trockenphasen zu einem erheblichen Teil aus Kläranlagenabläufen gespeist werden. Daher müssen die gewässerökologischen Anforderungen genau beachtet werden, bevor das gereinigte Abwasser einer anderen Nutzung zugeführt wird und somit nicht mehr für das Gewässer verfügbar ist.
Aufbauend auf den Arbeitspaketen 2 und 3 werden für verschiedene potenzielle Nutzungen Anforderungen an die Wasserqualität definiert, die eine sichere und umweltverträgliche Praxis gewährleisten. Diese Anforderungen werden nationale und internationale Regelwerke sowie nutzerspezifische Erfordernisse für unterschiedliche alternative Wassernutzungen berücksichtigen.
Darüber hinaus wird für das Projektgebiet die Wasserspeicher- und -verteilinfrastruktur sondiert (d. h. existierende und potenziell neu zu erstellende Verteilungsleitungen) und deren Eignung für den Einsatz von Nutzwasser untersucht.
Ferner werden noch die unbeabsichtigten Konsequenzen eines Einsatzes von Nutzwasser betrachtet, wie Auswirkungen auf aufnehmende Gewässer, Oberflächenabfluss oder Grundwasser.
Das Konzept wird die Aspekte und Vorschläge zu Handlungsempfehlungen für die Verwendung von Nutzwasser enthalten, die im Rahmen der Stakeholder-Arbeitsgruppe erarbeitet und in engem Dialog mit allen beteiligten Akteuren abgestimmt wurden. Außerdem werden die Ergebnisse aller Arbeitspakete dargestellt sowie die Erfahrungen mit dem Stakeholderprozess.
Das Nutzwasserkonzept soll letztendlich eine Entscheidungshilfe sein, um geeignete Standorte für konkrete Maßnahmen der Nutzwasseranwendung zu identifizieren.
Für die verschiedenen Optionen der Anwendung des Nutzwasserkonzepts wird eine vorläufige Kostenschätzung vorgenommen. Darüber hinaus werden auch Konzepte unterschiedlicher Betreibermodelle für die Realisierung und den Betrieb von Nutzwasserkonzepten in verschiedenen Sektoren vorgestellt.
Seit September 2020 ist das Projekt abgeschlossen. Alle Erkenntnisse und Ergebnisse wurden in einem Abschlussbericht zusammengefasst.
Abschlussbericht - barrierefreie PDF