Best-Practic-Beispiel: ehemaliges Gaswerk in Schweinfurt

In der östlichen Innenstadt von Schweinfurt wurde von 1857 bis 1965 Stadtgas auf Steinkohlebasis produziert. Der kleinere der beiden Gasometer wurde bereits 1889 errichtet und galt als der älteste erhaltene Teleskop-Gasbehälter in Deutschland. In mehreren Erkundungsschritten ab dem Jahr 2000 wurden erhebliche gaswerkspezifische Kontaminationen des Bodens, der Bodenluft und des Grundwassers mit PAK, MKW, BTEX und Cyaniden festgestellt. Außerdem waren hohe Belastungen durch die Bausubstanz unter anderem mit Asbest, KMF und belastete Produktionsrückstände in den Gasbehältern zu verzeichnen.

Lageplan des Gaswerks aus dem Jahr 1909Bild vergrössern

Lageplan des Gaswerkes aus dem Jahre 1909

Trotz beengter Platzverhältnisse mit angrenzender Bundesstraße, Hochhaus, Wohnbebauung und Kindergarten und einer Vielzahl von Ver- und Entsorgungsleitungen (Hauptgasleitung und Gasübergabestation) wurde im Auftrag der Stadtwerke Schweinfurt GmbH die Altlast von Oktober 2004 bis Mai 2006 für rund 2,5 Millionen Euro qualifiziert saniert. Nach einer vorherigen Teilumschließung des zu sanierenden Geländes mittels einer Spundwand zur Grundwasserabstromsicherung wurden die Teleskop-Gasbehälter und weitere Betriebseinrichtungen sortenrein rückgebaut. Einzelne chararkteristische Bauteile wurden für denkmalpflegerische Zwecke separiert. In zwei Bauabschnitten wurden 12.800 m3 belasteter Boden durch konventionellen Aushub bis zu einer Tiefe von 7 m ausgehoben. Im Hauptschadensbereich erfolgte der Aushub zur Vermeidung von Geruchsbelästigungen im Winterhalbjahr unter Einhausung inklusive Abluftreinigung über Aktivkohle. Auf Grund flächendeckender Voruntersuchungen mit sehr engem Untersuchungsraster und selektivem Aushub konnte der kontaminierte Boden direkt auf LKW verladen und einer ordnungsgemäßen Verwertung bzw. Entsorgung zugeführt werden. Baubegleitend wurde zur Grundwasserentlastung und zur Bauwassererhaltung eine Grundwasserreinigungsanlage betrieben. Insgesamt wurde das gaswerkstypische Schadstoffemissionspotenzial weitestgehend beseitigt, unter anderem wurden knapp 9 Tonnen PAK ausgetragen.

Öliger Bodenschlamm nach Rückbau der FührungsgerüsteBild vergrössern

Öliger Bodenschlamm nach Rückbau der Führungsgerüste

Bodenaushub unter ZeltBild vergrössern

Bodenaushub unter Zelt

Nachnutzung

Auf der sanierten Fläche entstand nach dem Verkauf an eine lokale Investorengruppe das Multiplex Kino "Filmwelt" mit sieben Sälen und rund 1.100 Sitzplätzen einschließlich angeschlossener Gastronomie. Das Kino in der östlichen innenstadt wird gut angenommen und gilt als idealer Gegenpunkt zur Ansiedlung der Stadtgalerie im Westen der Stadt. Der Wille zur Aufwertung des Innenstadtrandbereiches war gegeben. Voraussetzung für eine hohe Qualität bei gleichzeitig erforderlicher Flexibilität war eine offene, kooperative Zusammenarbeit zwischen Sanierungspflichtigem, beauftragtem Ingenieurbüro und Fachfirmen mit den zuständigen Vollzugs- und Fachbehörden. Eine offensive Öffenlichtkeitsarbeit durch den Vorhabensträger schaffte Verständnis in der Bevölkerung, insbesondere bei den betroffenen Anwohnern.

Kino als NachnutzungBild vergrössern

Fertig gestelltes Kino als Nachnutzung