Best-Practic-Beispiel: Metallverarbeitender Betrieb SKF-Werk 1 in Schweinfurt

Das Areal des ehemaligen SKF-Werkes 1 am westlichen Rand des Innenstadtbereichs von Schweinfurt ist der Ursprung der bereits 1895 gegründeten Präzisions-Kugellager-Werke mit bis zu 5.000 Mitarbeitern. Ende des zweiten Weltkrieges wurden rund 70% der Fabrikgebäude durch die Bomben der Alliierten zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Durch die Verlagerung der Produktionsbereiche konnte 2006 ein Investor zur Errichtung eines großen Einkaufszentrums gewonnen werden. Voraussetzung war die Baufeldfreimachung und Beseitigung aller sanierungsrelevanten Untergrundverunreinigungen.

Einkaufszentrum "Stadtgalerie" als Nachnutzung Bild vergrössern Einkaufszentrum "Stadtgalerie" als Nachnutzung

Die über 100 Jahre andauernde intensive industrielle, überwiegend metallverarbeitende Nutzung und der vielfältige Umgang mit wassergefährdenden Stoffen führte zu erheblichen Verunreinigungen der Gebäudesubstanz mit Asbest, MKW, PCB und PAK. Der Untergrund und lokal das Grundwasser waren stark mit dem standortrelevanten Leitparameter MKW belastet. Innerhalb von nur vier Monaten erfolgte eine der größten industriellen Abbruchmaßnahmen Bayerns. Insgesamt wurde mit großem technischen Aufwand auf dem Werksgelände nach durchgeführter Entkernung mit weitgehend sortenreiner Materialtrennung Bausubstanz mit einem umbauten Raum von knapp 170.000 m3 qualifiziert rückgebaut. Unter permanenter kampfmitteltechnischer Überwachung (Kriegseinwirkungen) wurden die Oberflächenversiegelung sowie alle unterirdischen Bauwerke, Ver- und Entsorgungsleitungen ausgebaut, 27.000 Tonnen kontaminierter Boden und damit etwa 200.000 Liter Mineralöl ausgekoffert und ordnungsgemäß entsorgt. Nach nur 8 Monaten Gesamtsanierungsdauer und einem Mitteleinsatz von rund 7,5 Millionen Euro konnte die Maßnahme durch die Auftraggeberin SKF GmbH Schweinfurt Mitte 2007 erfolgreich abgeschlossen und ein belastungsfreies, baureifes Grundstück zur Verfügung gestellt werden. Über die Hälfte der Baugrube konnte wieder mit aufbereitetem güteüberwachtem Recyclingmaterial von der Baustelle aufgefüllt werden.

Einsatz des Longfront-Baggers zum Gebäuderückbau Bild vergrössern Einsatz des Longfront-Baggers zum Gebäuderückbau

Rückbau der unterirdischen Infrastruktur Bild vergrössern Rückbau der unterirdischen Infrastruktur

Nachnutzung

Im Herbst 2008 wurde die Eröffnung der "Stadtgalerie Schweinfurt" gefeiert. Das städtebaulich und architektonisch ansprechende Einkaufszentrum mit rund 100 Fachgeshäften, Cafes und Restaurants auf 22.500 m2 Verkaufsfläche steigert die Attraktivität und Wirtschaftskraft der Stadt, setzt als Shopping-Treffpunkt neue Akzente für die Innenstadt und schafft Arbeitsplätze.

Die fachlich notwendige Altlastensanierung wurde durch planreife Nachnutzung eines Investors sicherlich beschleunigt. Erforderlich ist bei solchen Großprojekten eine enge kooperative Zusammenarbeit aller Beteiligten, der "Mut", auch kurzfristig Entscheidungen zu treffen, eine offensive Öffentlichkeitsarbeit und intensive Beweissicherung im Umfeld.