Landkreis Bad Kissingen
Mäander Aschach
Die Idee
Der vor 150 Jahren verfüllte Mäander bei Aschach sollte im Rahmen der Umsetzung des Gewässerentwicklungsplans der Fränkischen Saale wieder freigelegt werden. Aus alten Flurkarten von 1885 und Luftbildaufnahmen konnte der frühere Saale-Lauf rekonstruiert werden.
Die Umsetzung
Bei der Wiederherstellung des Mäanders bei Aschach mussten 35.000 m3 Erdreich ausgehoben werden, die größtenteils zur Bodenaufbesserung auf die umliegenden landwirtschaftlichen Flächen transportiert wurden. Der neue Gewässerverlauf ist 420 m lang und die alte Durchstichstrecke beträgt 80 m. Die Breite des neuen Gewässerlaufes wechselt zwischen 15 und 25 m.
Die Ufer wurden mit unterschiedlichen Böschungsneigungen angelegt. Steile Uferanbrüche ermöglichen wieder Gewässerdynamik und bieten neuen Lebensraum für Tiere wie zum Beispiel den Eisvogel. Die gegenüberliegenden Ufer wurden als flache Ufer teilweise mit Sand- und Kiesbänken angelegt. Wenige Gehölzgruppen wurden gepflanzt, um die natürliche Ansiedlung von standorttypischen Pflanzen nicht zu behindern. Zur Erhöhung der Strukturvielfalt wurden große Natursteine und Baumbuhnen in den neuen Gewässerverlauf gesetzt.
Besondere Funde
Während der Baggerarbeiten kamen einzelne Porzellanscherben aus der Produktion des Industriellen Sattler am Schloss Aschach zum Vorschein. Die Überreste waren von der chemischen Zusammensetzung jedoch unbedenklich. Außerdem wurden im verfüllten Gewässerlauf vom Biber gefällte Baumstümpfe entdeckt. Ein Hinweis dafür, dass der Biber hier heimisch war.
Bei der biologischen Untersuchung wurden Gehäuse von seltenen Schneckenarten gefunden, die nur in wärmeren Gewässern leben können. Folglich war die Fränkische Saale früher wärmer, floss langsamer und hatte weniger Uferbewuchs.
Der Nutzen
Das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen hat hier einen Lebensraum wiederhergestellt, wie er einst für die Fränkische Saale typisch war und durch den Ausbau für immer verloren schien. Hier finden Pflanzen und Tiere, die Flachwasserzonen und mäßige Strömung bevorzugen, ideale Lebensbedingungen. Durch die gute Wasserqualität der Saale wird auch die Ansiedlung seltener und bedrohter Arten begünstigt. Die zusätzliche Fließstrecke und das großzügige Flussprofil fördern die Grundwasseranreicherung und schaffen einen beträchtlichen Rückhalteraum, der bei Hochwasser überflutet wird. Damit werden auf natürliche Weise die Abflussspitzen gesenkt. So unterstützt der Saale-Mäander bei Aschach die Erhaltung der biologischen Vielfalt und den vorbeugenden Hochwasserschutz - wichtige Beiträge, um unsere Lebensgrundlage zu sichern. Die Wiederherstellung des historischen Mäanders steigert auch die Attraktivität der Saale-Landschaft für Einheimische und Gäste.
Zurück in die Zukunft
Die natürliche Fluss- und Auenlandschaft soll für Mensch und Natur wiedergewonnen werden. Dazu hat das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen für alle größeren Gewässer Gewässerentwicklungspläne und Pflegekonzepte ausgearbeitet, die ganz individuell auf das jeweilige Gewässer zugeschnittene Lösungen zulassen. Dabei führen unterschiedliche Renaturierungsmaßnahmen zum ökologischen Erfolg:
- Ufersicherungen werden zurückgebaut
- das Gewässerbett wird verbreitert
- alte Gewässerschleifen werden reaktiviert
Alle Maßnahmen helfen dem Lebensraum Fluss, seine biologische Vielfalt und seine wichtigen Aufgaben im Naturhaushalt zu bewahren.
Gewinn für Mensch und Natur
Rund 50% aller Vögel und 10% aller Säugetiere brauchen Gewässer, Ufer und Auen als Lebensraum. Dazu kommen alle Fisch- und Amphibienarten. Ihnen allen nutzt die Renaturierung der Fließgewässer ganz unmittelbar. Sogar bedrohte Arten können dadurch in ihrem Bestand gesichert werden. Ist schon diese Artenvielfalt für uns Menschen ein nicht zu unterschätzender Gewinn an Lebensqualität, so kommt noch ein praktischer Nutzen hinzu: Wo immer ein Fluss neuen Bewegungsspielraum bekommt, kann er sich im Falle eines Hochwassers "ausdehnen". Das Wasser bleibt so in den Auen und richtet in den Siedlungen weniger Schaden an.