Landkreis Schweinfurt
Flutpolder Bergrheinfeld
Mehr Platz für den Main
Der Flutpolder Bergrheinfeld war Bestandteil des landesweiten Hochwasseraktionsprogramms 2020 der bayerischen Staatsregierung zum Hochwasserschutz in Bayern, das nach dem Pfingsthochwasser 1999 für die Donau- und Maingebiete entwickelt wurde.
Kernziel dieses Aktionsprogramms war es, vorhandenes Schadenspotential zu vermeiden und einen ausreichenden Hochwasserschutz zu gewähren. Die bayerische Hochwasserstrategie sieht hierfür drei Handlungsfelder vor, die zur Erzielung eines bestmöglichen Hochwasserschutzes kombiniert angewendet werden müssen:
- natürlicher Rückhalt
- technischer Hochwasserschutz
- Hochwasservorsorge
Einen wesentlichen Baustein des Technischen Hochwasserschutzes stellt der Bau und Betrieb von gesteuerten Flutpoldern dar. Sinn und Zweck des Flutpolders Bergrheinfeld ist die Hochwasserentlastung der bebauten Gebiete von Berg- und Grafenrheinfeld und der oberhalb liegenden Stadt Schweinfurt sowie eine Abflachung der Hochwasserwelle in Richtung Würzburg. Das Vorhaben ist Teil des Nationalen Hochwasserschutzprogramm des Bundes.
Historie
Die Planungen des Polders trafen vom ersten Augenblick an auf großen Widerstand in der Bevölkerung und der örtlichen Landwirtschaft. Im Jahre 2003 wurde eine Machbarkeitsstudie einschließlich einer Grundwassermodellierung, einer Umweltverträglichkeitsstudie sowie einem Landschaftspflegerischen Begleitplan erstellt. Im Zusammenhang mit der Studie nahm auch die Obere Landesplanungsbehörde, die Regierung von Unterfranken, zum geplanten Polder Stellung. Sie stellte fest, dass der geplante Polder den Zielen des Landesentwicklungsprogrammes entspricht. Insbesondere zeigte die Machbarkeitsstudie auf, dass der vorgesehene Standort grundsätzlich für die Errichtung eines Polders geeignet ist. Im April 2010 vergab das Wasserrwirtschaftsamt Bad Kissingen nach einer europaweiten Ausschreibung den Auftrag für eine Vorplanung (Leistungsphase 1 und 2 HOAI) des Polders. Die Planung sollte zudem fundierte Aussagen über die Wirksamkeit des Polders, basierend auf einer hydraulischen Modellierung enthalten.
Die Kernaussage zu den Ergebnissen der hydraulischen Modellierung bestand darin, dass die gewünschte Retentionswirkung nur bei optimaler Flutpoldersteuerung erreicht werden kann.
Ein ungesteuerter Polder besitzt nicht die gewünschte positive Wirkung auf den Hochwasserspiegel.
Bei einem hundertjährlichem Hochwasserereignis HQ100 kann mit optimaler Steuerung des Flutpolders ein Absenken des Wasserstandes um ca. 20 cm in der Strommitte erreicht werden.
Bei einem 50-jährlichen Hochwasser halbiert sich die Reduzierung des Wasserstandes auf ca. 10 cm.
Es konnte jedoch nachgewiesen werden, dass beim Bemessungslastfall (HQ100 + 10%) positive Auswirkungen des Flutpolders bis zur Landkreisgrenze Kitzingen gegeben sind, die sich dann auch auf den weiteren Gewässerverlauf fortsetzen.
Die Gesamtkosten für den Bau des Polders würden gemäß der vorliegenden Kostenschätzung ca. 15 Mio. € (netto) betragen.
Aus wasserwirtschaftlicher Sicht bleibt festzustellen, dass der Flutpolder unabhängig von den wirtschaftlichen Gesichtspunkten, aufgrund des gewonnenen Retentionsraums positiv zu bewerten ist.
Dies gilt vor allem unter dem Aspekt der aktuellen Kritik über den weiterhin zunehmenden Retentionsraumverlust an den großen Gewässern und den sehr positiven Erfahrungen, die anlässlich des letzten Hochwasserereignisses (Juni 2013) mit dem Betrieb gesteuerter Flutpolder gewonnen werden konnten.
Aktuelles Flutpolderkonzept
Bedingt durch das aktuelle Flutpolderkonzept, das ein Baustein des Hochwasserschutz-Aktionsprogramms 2020plus (AP2020plus) des bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz ist, werden die Überlegungen hinsichtlich des Flutpolders Bergrheinfeld wieder intensiviert.
Das Konzept sieht für das Maineinzugsgebiet vor Retentionspotentiale zu identifizieren und deren Wirksamkeit zu bewerten. Im Rahmen dieses Konzepts wird auch die überplante Fläche des Flutpolders Bergrheinfeld bewertet, da sie sich aufgrund der geographischen Gegebenheiten zwangsläufig als mögliche Polderfläche anbietet.
Derzeit bearbeitet das Wasserwirtschaftamt Bad Kissingn das Projekt "2D-Main - instationäre Berechnung mit Wirkungsanalyse Flutpolder Bergrheinfeld".
Das primäre Projektziel ist die Retentionswirkung am Main zu quantifizieren. Hier gilt es die Retentionswirkung der Main-Vorläufer und die des Polders Bergrheinfeld zu untersuchen.
Ziel ist es, die Wirkung des Polders bei einem extremen Hochwasserereignis HQextrem zu analysieren.
Nach Auswertung dieser Ergebnisse muss entschieden werden, ob die Planungen des Flutpolders fortgesetzt werden.