Landkreis Schweinfurt
Maindeiche bei Schweinfurt
Problematik Hochwasser
Überschwemmungen an Gewässern treten regelmäßig, jedoch in unbekannten Zeitabständen immer wieder ein. So werden die neuen Deiche auf ein Hochwasser bemessen, das statistisch gesehen einmal in 100 Jahren auftritt. Die großen Hochwässer haben sich in jüngster Zeit in Deutschland gehäuft. Bis jetzt sind wir am Main in den letzten Jahren von solchen Katastrophen verschont geblieben. Das letzte Hochwasser in dieser Größenordnung ist im Februar 1909 am Main aufgetreten.
Das Hochwasser vom Januar 2003 zeigt jedoch, dass es auch uns treffen kann. In der Statistik ist dieses Hochwasser als ein 15-30 jährliches Hochwasser verzeichnet. Doch aller Statistik zum Trotz, das nächste Hochwasser ist nicht vorhersehbar. Sicher ist nur: Das nächste Hochwasser kommt bestimmt!
Allgemeines
Eine der ältesten technischen Möglichkeiten, bebaute Flächen zu schützen, ist der Bau von Deichen. Flussdeiche sind Erdkörper, die parallel zum Fluss verlaufen und nur bei Hochwasser seitlich eingestaut sind. Sie schützen so das Hinterland vor Überschwemmungen. Die bestehenden Deiche am Main wurden von 1967 bis 1969 erstmalig erstellt und befinden sich in einem allgemein guten Pflegezustand.
Durch diese Deiche werden große und intensiv baulich genutzte Flächen (ca. 15 km²) der Stadt und des Landkreises Schweinfurt vor Hochwässern geschützt. Erst durch diese Sicherheit konnte sich der Raum Schweinfurt so entwickeln, wie wir ihn heute kennen. Es werden 12.000 Einwohner und 13.000 Arbeitsplätze vor den immensen Auswirkungen und Schäden durch Überflutungen geschützt.
Untersuchungen im Jahr 2001 haben jedoch ergeben, dass die Standsicherheit der Deiche bei länger andauernden und größeren Hochwässern nicht mehr gewährleistet war. Es bestand insbesondere eine Erosionsgefahr, d.h. die Deiche könnten "aufweichen", somit durchströmt werden und dadurch brechen. Auch die Abmessungen der Deiche entsprachen nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. Eine Sanierung der Maindeiche war also dringend erforderlich.
Die Vorarbeiten für die Durchführung (Planung, Genehmigung, Grunderwerb, Finanzierung) wurden bis Sommer 2006 abgeschlossen. Der offizielle Baubeginn fand am 5. September 2006, die letzte Bauabnahme am 8. Juli 2008 statt. Bis Ende 2009 wurde das Projekt abrechnungs- und vermessungstechnisch abgeschlossen.
Sanierung
Durch die Sanierung der Deiche wurde ein dauerhafter und bestmöglicher Schutz erreicht. Um bei länger andauernden Hochwässern ein Durchströmen der neuen Deiche zu verhindern, erhielten die neuen Deiche in der Deichachse eine bis 8 m tiefe Innendichtung. Von großer Bedeutung ist auch ein durchgehender Deichhinterweg zur regelmäßigen Unterhaltung bzw. Beobachtung und Verteidigung des Deiches im Hochwasserfall.
Die Ausbau- und Unterhaltungslast an den Flussdeichen entlang des Maines liegt beim Freistaat Bayern, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen. Die Kommunen beteiligten sich finanziell an der Sanierung und übernehmen i.d.R. die Verkehrssicherungspflicht an den beschränkt öffentlich gewidmeten Deichhinterwegen.
Gemarkung | Länge in m |
---|---|
Grafenrheinfeld | 1.645 |
Bergrheinfeld | 5.720 |
Sennfeld | 1.095 |
Schweinfurt | 1.650 |
Im Einzelnen wurden folgende Baumaßnahmen durchgeführt:
- Deicherhöhung im Mittel um 0,70 m
- Deichverbreiterung um ca. 5 m
- Einbau einer Innendichtung (5-8 m)
- Ausbau der Deichkrone auf 3,50 m
- abschnittsweises Anlegen eines Deichhinterweges
- Deichverkürzung um 19 m im Deichabschnitt 5
- Anlegen von Wiesenmulden als Ausgleichsmaßnahme im Deichvorland
- Anpassung von vorhandenen Bauwerken
- Umbau von Siele (Durchlässe durch den Deich)
Hintergründe
Nach den sog. Jahrhunderthochwässern an der Oder 1997, der Donau 1999 bzw. 2005 und der Elbe 2002 mussten auch am Main bei Schweinfurt die Hochwasserschutzanlagen grundlegend saniert werden. Es handelt sich dabei vor allem um 10,1 km Deiche südlich von Schweinfurt.
Vorhabensträger der Maßnahme ist der Freistaat Bayern, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, der am Main (Gewässer I. Ordnung) für den Hochwasserschutz zuständig ist. Die Europäische Union fördert das Projekt über das EU-Förderprogramm EFRE (Ziel 2-Gebiet) mit 50 %. Die betroffenen Kommunen, das sind die Gemeinden Bergrheinfeld, Grafenrheinfeld und Sennfeld sowie die Stadt Schweinfurt, beteiligten sich finanziell am Projekt entsprechend der Anzahl ihrer geschützten Einwohner und Arbeitsplätze.

Kofinanzierung im Rahmen des "EU-LIFE–Programms für die Umwelt und Klimapolitik"