Landkreis Schweinfurt
Hochwasserschutz Zell
Ein Dorf kann wieder ruhig leben!
Der Ortsteil Zell der Gemeinde Üchtelhausen im Landkreis Schweinfurt wurde durch seine Tallage regelmäßig von Hochwasserfluten heimgesucht. Am 20. Juni 1992 war es wiedermal soweit, ganze Wasser-Schlamm-Massen strömten durch den Ort.
So konnte es nicht weiter gehen. Denn dies war kein einmaliges Hochwasser, im "Hesselbacher Waldland" fällt ca. 250-300 mm mehr Regen im Jahr als im benachbarten Schweinfurt.
Ein Hochwasserschutz musste her, ein Hochwasserrückhaltedamm.
Eingeweiht wurde er 2004 und seine erste große Bewährungsprobe hat er beim Hochwasser im Januar 2011 bestanden.
Das Problem
Der Ortsteil Zell der Gemeinde Üchtelhausen im Landkreis Schweinfurt wurde regelmäßig von Hochwasserfluten heimgesucht. Besonders schlimm war es am 20. Juni 1992: An diesem Tag fielen auf wassergesättigten Boden 106 mm Niederschlag in 2,5 Stunden - ein sogenannter Jahrhundertregen. Eine Wasser-Schlamm-Brühe wälzte sich durch den Ort, riss Autos mit und überflutete den Altort. Wer die Flut gesehen hat, sieht ein, dass keine Abflussrinne diese Wassermassen aufnehmen kann. Also sprach bei der Planung des Hochwasserschutzes alles für einen Hochwasserrückhaltedamm kurz oberhalb der Ortschaft. Er ist die wirtschaftlichste und wasserwirtschaftlich sinnvollste Lösung der Hochwasserproblematik.
Hochwasser wird es auch zukünftig im "Hesselbacher Waldland" geben, in dem ca. 250-300 mm mehr Regen im Jahr fällt als im nur 4,5 km entfernt liegenden Schweinfurt. Jedoch können die Zeller Bürgerinnen und Bürger jetzt ruhig leben: Denn der Hochwasserrückhaltedamm schützt ihre Ortschaft auch vor extremen Hochwässern. Der Damm hat seine erste große Bewährungsprobe beim Hochwasser vom Januar 2011 bestanden.
Die Lösung
Nach der Entscheidung für den Damm wurde eine eingehende, umfangreiche Planung unter Federführung des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen durchgeführt. Das Bayerische Landesamt für Umwelt in München hat bei der Planung fachkundig mitgewirkt. Die Planung umfasste folgende Teilleistungen:
- Vermessung
- Suche nach Dammschüttmaterial
- hydraulische Berechnungen
- geotechnische Untersuchungen: Rammsondierungen, Bohrungen, Bodenkennwerte
- Standsicherheitsnachweise
- Entwurfsplanung einschl. Detailpläne
- Grunderwerb
Besonders der Grunderwerb gestaltete sich zeitaufwändig und mühselig. An dieser Stelle sei allen Grundeigentümern gedankt, die mit dem Verkauf von Grund und Boden ihren Beitrag zum Vorhaben geleistet haben. Die Planfeststellung konnte innerhalb eines Jahres im Februar 2002 erreicht werden. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung zeigte hierbei die Eingriffe in Natur und Landschaft sowie die sich daraus ergebenden Ausgleichsmaßnahmen auf.
Diese Genehmigungen wurden vom Landratsamt Schweinfurt zeitnah und zügig erteilt.
Die Bauausführung
Die Arbeiten auf der Großbaustelle konnten unfallfrei, termingerecht und ohne größere Probleme genau in 2 Jahren (von Mai 2002 bis Mai 2004) abgewickelt werden.
Dazu trugen folgende am Bau Beteiligte bei:
- Gemeinde Üchtelhausen: Bauherr, Fotodokumentation
- Ing. Büro K. Maaßen, Schweinfurt: Bauleitung
- Wasserwirtscahftsamt Bad Kissingen: Bauüberwachung und -oberleitung, Projektleitung
- Bayerisches Landesamt für Umwelt, Erbvaulabor, München: Kontrolle des Schüttmaterials und der Einbaudichte
- Büro IBUG Bätz & Partner, Schweinfurt: Kontrolle der Dammschüttung
- Fa. Golwitzer, Floss / Oberpfalz: gesamte Bauleitung
- Fa. Weipert-Bau, Maßbach: Subunternehmer für Betonbau und Pflasterarbeiten
- Fa. Blum, Schweinfurt: Geländer an der Tosbeckenwand
- Ing. Büro Hatwieger, Üchtelhausen: Gesundheits- und Sicherheitskoordinator
- Landschaftsplanungsbüro W. Illig, Schweinfurt: Landschaftspflegerische Begleitplanung
- Fa. Heinisch, Heustreu: Pflanzmaßnahmen
- Landkreis Schweinfurt, Tiefbaumat: Kreisstraßenneubau
- Dorband Ingenieure, Schweinfurt: Statik für die Betonbauwerke
- Herr Vollert, Üchtelhausen (künstlerische Gestaltung des Gedenksteina)
Die Funktion
Flutwellen aus dem Jeusing- und Weipoltshausener Grund stehen jetzt der Zeller Damm als Talsperre im Wege. Der Durchlass im Damm lässt nur soviel Wasser durch, wie das Gerinne in der Ortschaft, ohne überzulaufen, aufnehmen kann. Der Hochwasserrückhaltedamm wirkt von alleine, d.h. ohne Einsatz von Personal oder Energie.
Dennoch muss die Gesamtanlage regelmäßig kontrolliert und geprüft werden. Dazu dient eine Betriebsvorschrift, in der alle erforderlichen Arbeiten festgehalten sind. Zum Beispiel wird das Grundniveau über 3 Pegel kontrolliert und die Stabilität des Dammes über 5 Festpunkte auf der Dammkrone überwacht. Wichtig ist, dass die 4 Gröllfänge mit Treibholzfängen sowie das Einlaufbauwerk, besonders nach einem Hochwasser, geräumt werden.
Für die fachgerechte Unterhaltung der Stauraum- und der Ausbeutefläche werden die Pflegehinweise der Unteren Naturschutzbehörde beachtet.
Die Daten
Kennzahlen | Wert mit Einheit |
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Einzugsgebiet | ca. 17 km² |
Zufluss | 36 m³/s (HQ100) |
Abfluss | 4 m³/s |
Kennzahlen | Wert mit Einheit |
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Kronenlänge | 265 m |
Inhalt Schüttvolumen | ca. 115.000 m³ |
Höhe | max. 14 m |
Kennzahlen | Wert mit Einheit |
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Volumen | ca. 690.000 m³ bei Vollstau |
Fläche | ca. 15 ha |
Kennzahlen | Wert mit Einheit |
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Durchmesser | 1,2 bzw. 1,4 m |
Länge | 136 m |
Kreisstraßenverlegung | 850 m |
Wegebau | 650 m |
Gesamtausgleichsfläche | ca. 10,5 ha |
geschützte Siedlungsfläche | ca. 4,5 ha |
geschützte Einwohner | ca. 120 |
Kennzahlen | Wert mit Einheit |
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Grunderwerb | ca. 0,35 Mio. € |
Baukosten | ca. 2,7 Mio. € |
Finanzierung | 45% Förderung durch Freistaat Bayern, zum Teil durch die EU, Programm EAGFL |
Eigenanteil | 55% |